Verteidigerin im Graefenthal-Prozess: Niederländische Star-Anwältin Inez Weski verhaftet (2024)

Es ist ein Paukenschlag, der das Vertrauen ins niederländische Rechtssystem nachhaltig antasten könnte: Am Freitag wurde die Strafrechtsanwältin Inez Weski verhaftet. Die Staatsanwaltschaft ermittelt, ob sie rechtswidrig Informationen an die mutmaßlich kriminelle Vereinigung um den Drogenboss Ridouan Taghi weitergegeben hat, der sich derzeit im Marengo-Prozess verantworten muss. Darüber hinaus wird die Frau aus Rotterdam der Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung, die am internationalen Drogenhandel und Geldwäsche beteiligt ist, sowie der Verletzung von Geheimnissen verdächtigt. Weski sitzt vorerst hinter Gitter, sie darf nur zu einem Anwalt Kontakt halten.

Die 68-Jährige ist keine Unbekannte in der Region. Bis Ende 2021 vertrat sie den selbsternannten Propheten des „Orden der Transformanten“ mit Sitz auf dem Klostergut Graefenthal in Asperden vor dem Landgericht in Kleve. Der Prozess hatte für mächtig Aufsehen gesorgt. Der Angeklagte, ein damals 58-jähriger Niederländer, wurde schlussendlich wegen schweren sexuellen Missbrauchs eines Kindes zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren verurteilt.

Die Vermutung, dass Weski ihre Pflichten als Anwältin des aus Marokko stammenden Taghi verletzt haben könnte, wurde bereits vor Monaten geäußert. André Seebregts, Anwalt von Youssef Taghi, ehemaliger Verteidiger und Cousin von Ridouan Taghi, der ebenfalls als Informant für Taghi agiert haben soll und Anfang des Jahres zu fünfeinhalb Jahren Haft verurteilt worden war, deutete während des Gerichtsverfahrens an, dass sein Mandant nicht der einzige war, der als Vermittler fungierte. Auch Inez Weski könnte also als verlängerter Arm agiert haben.

Zum Hintergrund: Der Marengo-Prozess ist ein Strafverfahren gegen siebzehn Verdächtige, darunter Ridouan Taghi, die als mutmaßliche Mitglieder der sogenannten Mocro-Mafia für eine Reihe von Morden und Mordversuchen in den Niederlanden im Zeitraum von 2015 bis 2017 verantwortlich gemacht werden. Das Verfahren läuft seit 2021. Im Herbst soll ein Urteil gesprochen werden.